Die Endschützer Schule

– für 4 Jahrhunderte eine Institution –

In Sachsen besteht seit 1580 eine allgemeine achtjährige Schulpflicht vom 6. bis 14. Lebensjahr für evangelische Kinder. Spätestens in dieser Zeit entstand auch in Endschütz die erste Schule. Der Pfarrer Nicolaus Zehnpfundt notierte 1592 im Kirchbuch von Endschütz die Zahlung von Gehalt an den Schulmeister.

Pfarrer Wilhelm Müller (im Amt: 1932-1972) schrieb viel über die Geschichte von Endschütz. Er nennt Paul Güther, als ersten Lehrer in Endschütz von 1580-1605.

Vor 400 Jahren war das oberste Bildungsziel - die Unterweisung der Kinder im christlichen Glauben. Es wurde Lesen, Schreiben und das Singen von Kirchenliedern gelehrt. Die Schulen unterstanden den Kirchgemeinden, welche für den Unterricht und die Schulgebäude verantwortlich waren. Später wurde auch von den Einwohnern Schulgeld entrichtet. Bauern zahlten den Lehrer teilweise in Naturalien. Von dem Gehalt konnten die Lehrer nicht leben. So wie die Pfarrer betrieben auch die Lehrer meist eine kleine Landwirtschaft zur Selbstversorgung oder gingen einem Nebenberuf nach. Wilhelm Müller erwähnt bei verschiedenen Lehrern die Tätigkeit als Schmied, Musikus, Tagelöhner, Hirte und Wollkämmer.

Die enge Verflechtung von Kirche und Schule ist auch am Bau des Dorfkerns erkennbar. Kirche, Schule und Gasthof bildeten den Mittelpunkt. In Endschütz diente, nach mündlichen Überlieferungen, das kleine Haus Nr.8 gegenüber dem Dorfteich als Schule. Später gingen die Kinder ins Haus Nr. 6 zur Schule. Es steht an der Straße Richtung Rittergut, gegenüber der Friedhofsmauer. Das kleine Tor in der Mauer soll eigens dafür gebaut worden sein, dass die Kinder direkt in die Kirche gehen konnten. Die Schule wurde bald zu klein. Die Einwohnerzahlen stiegen im 19. Jh beträchtlich an. Außerdem kamen ab 1860 die Kinder aus Großfalka nach Endschütz in die Schule. So wurde eine neue Schule (heute Kindergarten St. Marien) gebaut und 1864 feierlich eingeweiht. Es soll ein großes Fest gewesen sein.

Erinnerungsfoto von 1899
Erinnerungsfoto von 1899

Der Unterricht vor mehr als 70 Jahren lief etwas anders als wir es heute kennen. Ein Lehrer unterrichtete die Kinder mehrerer Schuljahre gleichzeitig in einem großen Raum. Um 1920 standen im Stundenplan: Rechnen, Schreiben, Lesen, Singen, Sport, Raumlehre, Erdkunde und Naturkunde.

Ab dem ausgehenden 19.Jh. organisierten die Dorfschulen in Thüringen und Sachsen große Kinderfeste, die sogenannten „Kindervogelschießen“. In Endschütz gab es bis 1939 immer im Wechsel, ein Jahr einen Schulausflug und im anderen Jahr das große Fest des „Vogelschießens“. Auch die Schuljubiläen wurden gebührend gefeiert.


Kindervogelschießen

Vom 15.-17. Juli 1939 feierten die Endschützer Vogelschießen und gleichzeitig das 75jährige Schuljubiläum. Das ganze Dorf war festlich geschmückt. Am Sonnabend fand im Gasthof zum Fuchstal ein Kameradschaftsabend mit buntem Programm statt.

Sonntags, nach einer Feierstunde in der Schule, zog ein prächtiger Umzug durchs Dorf bis an den Festplatz. Das amtierenden Vogelkönigspaar führte, unter einem geschmückten Bogen, den Festzug an. Auf dem Vogelschießplatz gab es Karussell, Kletterstange, Schausteller, Leckereien und vieles mehr. An diesem Fest war es auch Sitte, das Königspaar und die Schulfahne zu entführen. Groß und Klein beteiligte sich dabei, die Diebe zu fangen. Dann wurde ein Gerichtsprozess gehalten und die Diebe mussten sich an der Finanzierung des Vogelschießens beteiligen. Abends fand ein Lampionumzug und Tanz für die Dorfjugend statt. Am Montag, dem 3.Tag des Schulfestes, trugen die Kinder sportlichen Wettkämpfe und Spielen aus. Besonderer Höhepunkt war das Vogelschießen.

Alle Kinder des Dorfes durften mit einem eisernen Stechvogel an einem Seil auf einen großen Holzvogel aus mehreren Teilen schießen. In Endschütz gab es 2 Vögel, einen für die Jungen, einen für die Mädchen. Wer es schaffte, den Rumpf des Vogels abzuschießen, war Vogelkönigin und -könig. Das waren sie dann bis zum nächsten Fest. Die Eltern der Vogelkönige mussten beim nächsten Fest, 2 Jahre später, für alle Kinder des Dorfes, Kaffee und Kuchen ausgeben. Finanziell war das nicht allen Eltern möglich, so klärte der Lehrer vor dem Fest, welche Eltern bereit sind, die Kinder zu beköstigen. Der Ausgang des Vogelschießens wurde entsprechend durch eine Schraube am Rumpf des Vogels gesteuert.


100 Jahre Schule Endschütz

Festumzug zur 100-Jahr-Feier
Festumzug zur 100-Jahr-Feier
Vom 100jährigen Schuljubiläum 1964 gibt es zahlreiche Aufzeichnungen und so mancher kann aus eigenen Erfahrungen darüber berichten. Es war eine gelungene Veranstaltung bei schönem Wetter. Samstags fand im Gasthof zum Fuchstal ein Schüler- und Lehrertreffen statt. Sonntags, nach dem riesigen Festumzug, mit historischen und aktuellen Darstellungen, feierten die Einwohner mit den Gästen ein Volksfest wie es Endschütz noch nicht erlebt hatte.

1972 schloss, nach fast 400 Jahren die Endschützer Schule. Die Kinder gingen dann nach Wolfersdorf und Wünschendorf in die Schule. Das Gebäude dient seitdem als Kindergarten.




Autorin: Mandy Gerin

Quellen: Müller Wilhelm: unveröffentlichte Texte
Zehnpfundt Nicolaus (1580): Register der Pfarren Endschitz. Kopie.
Erzählungen von Günther Heinold, Herbert und Ursel Forbrig

Die Fotos ( Bildergalerie aufrufenBildergalerie) und Artikel stammen aus dem privaten Bestand von Herbert und Ursel Forbrig

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